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  • AutorenbildDave Jäggi

Milieusensible Evangelisation im Silicon Valley


Die Thematik der kontextualisierten Theologie ist in aller Munde. Dazu kommt die kontroverse Auseinandersetzung mit dem Missionsbegriff und seiner inhaltlichen Bestimmung. Es stellt sich die Frage, inwiefern Wort und Tat, Verkündigung der Guten Nachricht und diakonisches Engagement, Evangelisation und der Einsatz für Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung aufeinander bezogen sind und in welchem Verhältnis sie stehen sollen.

Und wie sieht kontextualisierte Evangelisation praktisch aus? Wie können die Kerngedanken der christlichen Hoffnung an einem Event ohne die verbreiteten Verkürzungen auf Seelenrettung, jenseitige Himmelshoffnung und Erhalt des Himmelstickets bei befolgtem «Aufruf» weitergegeben werden?

Wie kann ein mehrdimensionaler Missionsgedanke so ausformuliert werden, dass ein säkulares Publikum den Inhalt und den Öffentlichkeitsanspruch der Guten Nachricht versteht? Oder in der Sprache von Wright: Wie kann die Story, dass Gott in Jesus König wurde, so vermittelt werden, dass eine konfrontative Begegnung mit der bestehenden Weltanschauung stattfinden kann?

Wright ist es ja gerade ein Anliegen, diese Story in seinen Büchern zum Klingen zu bringen, Verkürzungen aufzuzeigen und ein grösseres Bild vom Glauben zu malen, als oft in den Kirchen gepredigt wird. Beim Lesen seiner wertvollen Gedanken stellt sich mir allerdings immer wieder die Frage, wie diese vierhundert, fünfhundert Seiten voller inspirierender Theologie so an den Mann und die Frau von heute gebracht werden können, ohne eine Seminarreihe von mehreren Tagen einzuberufen.

In all den Fragen bin ich auf ein Video gestossen, das viele der losen Enden zusammenbringt. Wright spricht darin anlässlich eines «Talk at Google» im Silicion Valley vor einem jungen und engagierten Publikum. Die Angestellten von Google beeinflussen massgeblich die Technologie von Morgen und versuchen das Leben durch eine naturwissenschaftliche, moderne Brille zu interpretieren.

Sichtlich angespannt, aber doch mit seiner typisch ironisch-witzigen Art erklärt Wright, welche Implikationen die Guten Nachricht für die moderne Gesellschaft haben kann und nimmt dabei immer wieder Bezug auf die Lebenswelt der vor ihm sitzenden Wissenschaftler.

Gott ist nicht ein strafender Gott irgendwo im Himmel, der gespannt schaut, ob irgendjemand unten auf der Erde einen Fehler macht. Die Story der Bibel berichtet von einem guten Gott, der eine gute Welt geschaffen hat, mit Menschen, die in dieser guten Welt leben sollen und Gerechtigkeit, Ordnung, Weisheit und Gedeihen in diese Welt bringen sollen. Das ist die eigentliche Berufung des Menschen. Wie der Mensch auf diese Berufung reagiert, ist eine andere Sache. So beginnt das Referat von Wright. Natürlich darf die Darlegung nicht fehlen, welchen Sprengstoff die Nachricht, dass Gott König wurde, in der Zeit des frühen Judentums bedeutet hat.

Anstelle eines «Bekehrungsaufrufes» endet das rund 45-minütige Referat von Wright mit einer Frage- und Diskussionsrunde, wobei er sich Zeit nimmt, die ernsthaften Fragen umfassend zu beantworten.

Spannend finde ich nicht nur, wie Wright die herausfordernde, und auch für ihn ungewohnte Situation meistert. Interessant ist auch, dass Google einem Theologen überhaupt Raum bietet, seine Weltanschauung darzulegen.

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